Inhaltsverzeichnis

Schildbau

Es gibt viele Möglichkeiten, einen Schild zu bauen und auch viele Einsatzmöglichkeiten von Schilden. Auf dieser Seite versuche ich, die verschiedenen Bauabschnitte und deren Möglichkeiten aufzuzeigen. Bei Fragen stehe ich als Ansprechpartner zu Verfügung. Auch wenn jemand weitere gute Tipps hat, freue ich mich über Rückmeldungen. ( EMAIL77377 )

Inhaltsverzeichnis

Grundsätzliches

Die Form des Schildes folgt der Funktion des Schildes. Der Schild hat die Grundfunktionen Schutz und Repräsentation und kann darüber hinaus auch als Waffe eingesetzt werden.
Welche der Funktionen im Vordergrund steht und welche Epoche dargestellt werden soll, entscheidet darüber, welche Form der Schild haben muss.

Wenn es darum geht, seine Zugehörigkeit zu zeigen, das Hochmittelalter darzustellen und ansonsten mit der Hellebarde zu kämpfen, dann reicht vielleicht ein kleiner, gebogener Rückenschild in Wappenform. Der liegt dann gut am Rücken an, behindert nicht, wenn er gut befestigt ist und zeigt deutlich das Symbol.

Wenn das Frühmittelalter dargestellt wird, die Repräsentation im Hintergrund steht und eine aktive Schildführung bevorzugt wird, dann ist vielleicht ein einfarbiger, gerader 85 cm Rundschild der Richtige.

Rundschilde

Der Rundschild hat viele Einsatzmöglichkeiten, die vor allem durch die Größe beeinflusst werden, aber auch von der Form der Fläche, von der Art des Buckels oder des Griffes. Die Fundlage der frühmittelalterlichen Schilde geht von 55-120 cm. Im Hochmittelalter werden eher kleinere Schilde von 25-70 cm eingesetzt oder gänzlich andere Formen.

Schildgrößen und ihre Einsatzmöglichkeiten

Vom kleinem zum großen Schild können folgende Einsatzmöglichkeiten unterschieden werden.

Standard-Linien-Schild

Das 80er ist der Standard, den jeder irgendwann mal hat oder hatte - immer gut.

Wer es etwas passender wünscht, dem empfehle ich als Standard-Linien-Schild einen Schild zu bauen, der im normalen Stand gut unter den Handballen passt, sodass der Schild neben einem steht. Bei diesem Maß ist gewährleistet, dass die eigene Waffenaktivität nur gering eingeschränkt ist und der Eigenschutz mit geringer Aktivität relativ gut möglich ist.

Schilddicke, Beschichtung und Holzwahl

Photo: Querschnitt durch einen Schild Die Schilddicke und die Beschichtung sind sehr wichtige Faktoren für das Gewicht des Schildes. Natürlich wirkt sich das in Relation zur Größe des Schildes aus. Bei einem Buckler ist dieser Faktor zu vernachlässigen, aber für das Standard-Linienschild ist er sehr wichtig.
In der Regel werden Schilde zu dick gebaut. Frühmittelalterliche Schilde hatten in der Nähe des Buckels eine Dicke von maximal 9 mm und am Außenrand zum Teil nur 3 mm Dicke, so auch nachzulesen im Thorsberg Bericht.

Als Holzsorte für einen modernen Schild kann alles genommen werden, was das ist. Ich empfehle auf jeden Fall ein wasserfest verleimtes Sperrholz zu nehmen. Bei uns ist das leider nur Birke. Ansonten geht Pappel gut für leichte Schilde, wenn es beschichtet wird und Buche geht auch unbeschichtet.
Historische Schilde waren aus Brettern, die wahrscheinlich auf Stoß verleimt waren und zudem durch den Rand oder auch durch den Griff stabilisiert wurden. Als Material ist Erle, Pappel und Eiche zum Beispiel in Thorsberg nachgewiesen.

Für die Beschichtung verwende ich Leinen, da es stabil ist und auch kostengünstig. Leder oder Rohhaut wären auch möglich, sind aber deutlich schwerer und auch meist empfindlicher, wenn sie nass werden. Bei Schilden der Wikingerzeit wird eine Beschichtung aus Leder vermutet, so der Thorsberg Bericht.

Für den Codex Belli Freikampf empfehle ich 6 mm wasserfestes Birkensperrholz mit einer Leinenbeschichtung auf der Außenseite. Das hat eine ausreichende Haltbarkeit und ein gutes Gewicht.

Für den Vollkontaktkampf empfehle ich 8 mm wasserfestes Birkensperrholz mit beidseitiger Beschichtung.

Quelle:Lars Fische Lanzen und Schilde aus dem Thorsberger Moor in Süderbrarup, Kr. Schleswig-Flensburg. Holzarchälogische und technische Aspekte

Schildrand und Befestigung

Der Rand sollte auf jeden Fall verstärkt werden, da sonst die Waffen sehr schnell in den Rand eindringen und den Schild zerstören.

Dies ist auf zwei Weisen möglich: ein Rohhautrand oder ein Lederrand. Beide federn den Schlag ab, ohne ihre Form zu verlieren und schützen so den Schildrand langfristig. Metallränder sind nicht sinnvoll, da sie schwer sind und ihre Verformungen erhalten und somit scharfe Kanten bilden und die Beschädigung des Schildes sich mit jedem Schlag fortsetzt.

Vor- und Nachteile der Materialien

Photo: Dateilaufname eines Rohhautrandes Rohaut:



Photo: Detailaufnahme eines Lederrades Leder:

Als Befestigung bevorzuge ich das Festnähen, da es leichter und flexibler ist. Nageln löst sich leichter und ab und an stehen dann auch scharfe Kanten vor. Zudem sollte bei einer Frühmittelalterdarstellung der Eisenverbrauch niedrig gehalten werden. Wenn schon wäre Bronze angebracht, die aber hält nicht besonders gut bei dem, was wir machen. https://heydenwall.de/anleitungen/lederrand#das_naehen_des_seils

Vorteile und Nachteile der Formen

Photo: flacher Schild von der Seite Flache Schilde haben folgende Vorteile:


Photo: gewölpter Schild von der Seite Gewölbte Schilde haben folgende Vorteile:

Griffformen

Photo: Aufnahme von einem Schildgriff Grundsätzlich werden ovale Formen benutzt, da diese ein besseres Gefühl für die Lage des Schildes bieten. Die Griffausrichtung erfolgt nach der häufigsten Nutzung und wird dann so wie ein Schwert- oder Axtgriff positioniert.

Des weiteren gibt es Unterschiede in der Länge der Befestigung des Griffes.
Es sind verschiedene Funde vorhanden:

Griffformen Beispiele

Ich empfehle den Griff nicht zu lang zu machen. Nur bis zu 6 cm auf jeder Seite auf das Schild stehen lassen.

Buckelformen

Photo: Aufnahme von einem Schildbuckel In der Regel reicht für das Freifechten ein Buckel aus 1,5 mm Eisen. Dickere Buckel haben nur zusätzliches Gewicht. Meiner Erfahrung nach lebt ein 1,5 mm Buckel dennoch länger als der dazugehörige Schildkörper und kann somit jedes mal bei Erneuerung des Schildkörpers leicht ausgebeult werden.
Das Handloch ist bei modernen Buckeln etwa 14 cm, der Rand ist etwa 2 cm breit.
Die historischen Buckel sind nur wenig breiter als die Hand, also bei 9-10 cm.
Da heute Handschuhe zur Pflichtbekleidung gehören und sinnvollerweise auch die Schildhand geschützt ist, müssen heutige Schildbuckel größer sein.
Je nach Kampfweise ist es sinnvoll, seinen Buckel leicht größer (1 cm in jede Richtung) als den Handschuh zu wählen, damit ein abwerfen und loslassen des Schildes reibungslos funktioniert.

Beim Buckel kann zumeist noch etwas am Rand abgeschnitten werden. Dies wurde auch bei historischen Buckeln getan. Das bringt bis zu 250g Gewichtseinsparung.

Hier einige Beispiele für Schildbuckel

Nieten oder Krampen

Photo: Detailaufnahme von einer Griff Nietung Ich verwende grundsätzlich Nieten, da die Vorteile so deutlich überwiegen, dass ich Krampen (umgeschlagene Nägel) nicht benutze.

Vorteile von Nieten gegenüber Krampen:

Trageriemen

Photo: Dateilaufname einer Schildtrageriemen-Befestigung Zu einem guten Schild gehört ein Trageriemen, damit es den ganzen Tag getragen werden kann, damit es die eigene Position anzeigt (Farbe bekennen) und auch bequem auf dem Pferd/Fahrrad transportiert werden kann. Oder auch um es sich auf den Rücken zu hängen, um so bequem mitgeführt zu werden, dort relativ störungsfrei getragen zu werden oder auch um die Kampfweise für Zweihandwaffen zu erweitern.

Um einen Riemen zu befestigen, gibt es im wesentlich drei Methoden:

  1. die Befestigung direkt am Griff (wo der Schild festgehalten wird)
  2. die Befestigung mit dem Griff an dessen Verlängerungen
  3. durch zusätzliche Ringe, die an der Schildfläche direkt befestigt sind (separat vom Griff)

Vor- und Nachteile der verschiedenen Methoden

Der Riemen sollte auf der Verlängerung des Griffs befestigt werden. Nur so bleibt das Motiv auf dem Schild richtig ausgerichtet, wenn der Schild auf dem Rücken getragen wird.

Die Riemenlänge sollte variiert werden können, sodass sie den unterschiedlichen Bedürfnissen angepasst werden kann. Sei es der durch Rüstung und Gambi veränderte Umfang oder auch einfach nur weil verschiedene Handhabungen in der Kampfweise mit dem Rückenschild es nötig machen. (z.B. aktive Schildführung bei Dänenaxt kämpfen) Daher ist immer wieder eine andere Riemenlänge nötig, um effektiv und bequem zu sein.

Bemalung

Photo: Gewölbterschild Zu einem guten Schild gehört auch eine gute Bemalung.
Bei frühmittelalterlichen Rundschilden gab es keine wappenartige Bemalung. Allerdings kam es vor, dass Schilde für Schlachten farblich einheitlich gekennzeichnet wurden. Dies wird in gegenwärtigen Fechtgruppen und Marktguppen meist anders gehandhabt. Deshalb ist es sinnvoll, bei der Wahl eines Motivs darauf zu achten, dass es entweder noch nicht benutzt wird oder gewiss ist, dass es Wohlwollen findet, wenn es benutzt wird.

Bei der Wahl eines Zeichens sollte in jedem Fall darauf geachtet werden, dass es zur Darstellung passt. Es wird davon ausgegangen, dass im Fühmittelalter der Bemalung auch eine gewisse Schutzwirkung für den Träger des Schildes zugesprochen wurde, so dass entsprechende Bilder oder Farben benutzt wurden.

Für den ersten Schild empfehle ich, den Schild in der Stofffarbe zu belassen oder eine einheitliche Farbe zu wählen.

Beim Auswählen der Farben sehe ich zwei Wege: Es wird Stoff verwendet, der vorher gefärbt wurde. Damit sind dann alle Farben möglich, die auch bei Kleidung möglich sind. Und es sind alle Farben möglich, deren Pigmente leicht herstellbar sind. Das wären zum Beispiel alle Steinfarben und auch Kohle für schwarz.

weitere Tips:

Beispielschilde

Bezeichnung Durchmesser Wölbungs- tiefe Schild Dicke Rand Dicke Gewicht Gewichts Index
Gewölbter 85 85 cm 9 cm 9 mm 18 mm 4170 g 0,73 g/cm2
Gewölbter 81 81 cm 8,5 cm 8,5 mm 18 mm 3505 g 0,68 g/cm2
Gewölbter 78 78 cm 7,5 cm 9 mm 12 mm 3825 g 0,80 g/cm2
Gerader 88 88 cm - 7,5 mm 19 mm 4050 g 0,67 g/cm2
Gerader 80 80 cm - 9 mm 12 mm 4011 g 0,80 g/cm2
Gerader 80 80 cm - 7 mm 10 mm 3125 g 0,62 g/cm2
Gerader 60 60 cm - 6 mm 15 mm 1840 g 0.65 g/cm2
Gerader 50 50 cm - 8 mm 13 mm 1803 g 0,92 g/cm2
Ikea Schild 45 45,5 cm 5 cm 9 mm 12 mm 1567 g 0,96 g/cm2
Buckler 30 30,5 cm - 9 mm 12 mm 808 g 1,11 g/cm2

Bauanleitungen Rundschild