Speer Anleitung

Der Speer ist nicht nur seine Spitze.

Die Bezeichnungen der einzelnen Teile eines Speers.

Ein Speerschaft solle gerade, astreine Esche mit langem flachem Faserverlauf sein. Der Schaft sollte oval und linsenförmig sein und eventuell mit Leinen ummantelt werden. Der Durchmesser sollte nicht größer sein als 26 mm, die Form auf die gesamte Länge abgestimmt sein, die sich wiederum nach dem persönlichen Gebrauch oder dem Regelsystem richtet. Beide Enden des Schaftes sollen abgerundet oder gefast sein.

Gerade bedeutet, dass der Schaft auf seine Gesamtlänge keine allzu große Abweichung von der Mittellinie haben soll. Mehr als 2 cm sind schon viel, 5 cm sind viel zu viel.

Astrein bedeutet, dass sich im Faserverlauf des Holzes kein Astwuchs befindet.

Esche ist das ideale Holz für Speerschäfte. Viele der Funde sind ebenfalls aus Esche.

Langer flacher Faserverlauf bedeutet, dass der Faserverlauf parallel zum Schaft verlauft und die Jahresringe nicht aus dem Schaft laufen oder sogar deutlich schräg zu Schaft verlaufen. Bei nahe zu keinem Schaft ist der Faserverlauf Perfekt ich achte immer darauf, dass der Bessere Faserverlauf auf der Seite mit der Spitze ist. Denn die Seite, auf dem der Speer Gehalten wird, Ist Erfahrungsgemäß weniger Belastet durch das fechten.

Oval Oval bezieht sich auf den Querschnitt. Dadurch entsteht mehr Kontrolle über die Ausrichtung des Schafts und des Blattes. Zudem stellt sich das Gefühl ein, dass der Schaft griffiger ist. In meinem Fall ist der Schaft ca. 2 mm breiter als hoch.

Linsen förmig Linsenförmig bezieht sich auf den gesamten Schaft. Sprich: vorn und hinten ist der Schaft etwas dünner als in der Mitte. Dadurch wird zum einen der Schaft etwas leichter und zum anderen wird das Gefühl für die Position auf dem Schaft erleichtert. Bei mir ist der Unterschied ca. 2 mm.

Speerschaft Beide Faktoren zusammen ergeben dann, dass der Speerschaft vorn 22 × 24, in der Mitte 24 × 26 und hinten wieder 22 × 24 misst.

Stoffummantelung zu Schutz des Schafts kann dieser im vorderen Teil mit möglichst dünnem und festem Leinen ummantelt werden. Dabei wird eine Lage mit möglichst wenig Überlappung auf den Schaft aufgeleimt. Ich verwende dabei einen Streifen, der dem (Umfang plus 1 cm) × (1,5 m minus die Länge der Speerspitze) entspricht. Die Überlappung beträgt daher bei mir maximal 1 cm. In meinem Fall ist eine Ummantelung von mehr als 1,5 m nicht nötig, da die meisten Waffen nicht so weit reichen. Ich habe die Ummantelung immer abhängig von meinen vorherigen Speeren gemacht und deren Beschädigungen unter der Devise „so viel wie nötig und so wenig wie möglich“ berücksichtigt. Mittlerweile verwende ich zumeist überhaupt keine Ummantelung mehr.

Abgerundet oder Gefast meint, dass auch die Holzenden eines Speerschaftes keine spitzen Kanten haben sollen. Auch gerade das Ende, was später von der Speerspitze verdeckt wird. Denn jede Speerspitze fällt eines Tages ab und vorwiegend geschieht dies während des Kampfes. Das hintere Ende trifft auch gelegentlich und somit ist eine Abrundung zu empfehlen.

Schaft Steifigkeit damit ist das Verbiegen des Schaftes in seitlicher Richtung bei Krafteinwirkung entweder von der Spitze oder von der Seite her gemeint. Es gibt darüber verschiedene Meinungen. Weder ein zu nachgiebig (wabbelig) noch ein zu wenig nachgiebig (zu steif) ist dabei zu empfehlen. Bisher suche ich das nach Gefühl aus.

Die Spitze soll den Regel entsprechend stumpf und gerundet sein, mit einer pass förmigen Tülle, die in Form, Größe und Ästhetik mit der dargestellten Epoche übereinstimmt. Dazu sollten die Oberflächen gehärtet sein und ihre Form bewahren sowie eine angemessene Steifigkeit besitzen und bei starken Belastungen in einem ebenmäßigen Bogen nachgeben.

Stumpf, damit ist das Abflachen der Spitze gemeint. Sie soll eine große Fläche haben, damit die Stiche eben keine Verletzungen erzeugen. Je nach Regelwerk gibt es Festlegungen. Bei uns ist das 1 cm2

Gerundet so das alle Kanten mindestens eine breite von ca. 2 mm haben sollen und mindestens abgeschrägt (entgratet) besser noch gerundet sein sollen Radius größer als 1 mm. Siehe auch hier.

Passförmige Tülle, die Tülle soll ohne einen deutlichen Höhenunterschied in den Schaft übergehen. Dies ist zum einen authentisch und zum anderen verhindert dies auch wieder Verletzungen und auch das Hinterhaken bei Kleidung.

Formen, damit ist die Äußere-Erscheinung der Spitze gemeint. Vor allem ihr Umriss soll historischen Vorbildern entsprechen. Da dieser am deutlichsten wiederzuerkennen ist.

Größe, damit ist in der Regel die Gesamtlänge gemeint, aber auch der Durchmesser der Tülle. Gerade letztere werden im historischen Vergleich meist überdimensioniert.

Ästhetik Verhältnis zwischen Tülle und Klingen sowie deren Winkel und Umriss so wie die Gesamtheit der Linienführung ist dabei wichtig. Aber auch typische Merkmale wie ein Mittelgrat sollten nicht fehlen. Dieser beeinflusst zudem deutlich die Formstabilität, aber sind auch Merkmale einer historischen Funktionsästhetik.

Härtung das Material soll so beschaffen sein, dass im Laufe zahlreicher Kämpfe keine Scharten, Bildung auftritt.

Steifigkeit, die Form soll auch bei einem Kampf gehalten werden und keine dauerhaften Verformungen auftreten.

Ebenmäßiger Bogen, damit eine Biegung gemeint, die sich gleichmäßig ohne Knickstellen krümmen. Dies ist ähnlich, wie bei den Wurfarmen eines Bogens zum Bogenschießen, der unter Spannung eben gleichförmig nachgibt. (Siehe hierzu auch Tillern)

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  • Zuletzt geändert: 2023-01-13 22:24
  • von Falke